»Liebe war ein Land, über das er nichts wusste«: James Baldwin & »Ein anderes Land«
»Warum James Baldwin lesen, heute, dreißig Jahre nach seinem Tod? Wer einmal einen Satz von ihm laut aufgesagt hat, wird die Frage überflüssig finden. Manchmal klingen seine Sätze, als spräche sie ein Prophet aus dem Alten Testament. Oft aber singen Baldwins Sätze, seine Wörter fügen sich zu einer Melodie, die den Leser mitnimmt in das Reich einer Sprache, die er versteht, die aber doch auch wundersam einem geheimnisvollen und in der Prosa ungewöhnlichen Rhythmus zu folgen scheint. Es ist der Rhythmus eines Songs eher als einer Predigt, und was die Sätze enthalten, ist die Wahrheit. Die Wahrheit über das, was in ihnen gesagt wird. Ein Stück Wahrheit aber auch über den, der sie liest, weil Baldwins Sätze in seinem Bewusstsein nachschwingen und weitere Kreise ziehen, bis sie alles berührt haben, womit ein Mensch denken und fühlen kann.« [Verena Lueken]